Die Gratwanderung zwischen Vertrauen und Kontrolle am Arbeitsplatz hat die Corona-Pandemie auf ein neues Level gehoben. Home-Office Gesetze und flexiblere Arbeitszeiten erzwingen eine Veränderung im Betriebsablauf, die oft als kritisch und herausfordernd betrachtet wird. So erging es auch einem Software-Unternehmen in Süddeutschland. Die Situation verschärfte sich und belastete Team und Führungsebene.
Gratwanderung zwischen Kontrolle und Vertrauen
Das IT-Unternehmen besteht aus 17 Mitarbeitern und arbeitete seit Beginn der Corona-Pandemie im Home-Office.
Der Geschäftsführer und Abteilungsleiter, Herr H., konsultierte nach ca. 2 Monaten die Unternehmensberatung Best Boss. Grund hierfür war die Unproduktivität, wie er sie bisher nicht von seiner Belegschaft kannte: Projekte wurden erst nach der vereinbarten Deadline eingereicht. Online-Meetings benötigten länger aufgrund von Verspätungen und trägen Diskussionen. Seinen Mitarbeitern konnte Herr H. nur noch wenig Vertrauen entgegenbringen, ob sie auch in der vereinbarten Zeit arbeiten.
Die Führungskraft hatte zu diesem Zeitpunkt die Leistungskontrolle bereits verschärft. Er sprach ein Time-Tracking System an und wandelte die Kernarbeitszeiten in Pflichtarbeitszeiten. Dennoch reagierte das betroffene Team nicht positiv. Die Qualität der Kommunikation und der Arbeitsergebnisse verminderte sich.
Corona-Pandemie als Herausforderung…
Die Unternehmensberatung Best Boss konnte dem Geschäftsführer die wahrscheinlichen Gründe für das Verhalten seiner Mitarbeiter nahelegen: Sie fühlten sich distanziert, örtlich und emotional. Wie sich herausstellte, waren die Teammitglieder der am meisten betroffenen Abteilung auch freundschaftlich verbunden. Dadurch, dass sie sich nicht mehr im Büro trafen, entstand eine Distanz.
Ebenfalls könnte der Auslöser im Verhalten von Herrn H. zu finden sein. Er versuchte, das Team zu lenken und mit Maßnahmen zu konfrontieren, ohne direkt mit den Mitarbeitenden zu sprechen.
… und als Chance für Mitarbeiter
Nach einer Woche durchgeführter Analyse und Gespräche stellte Best Boss verschiedene Maßnahmen vor, die das Miteinander und auch die Unternehmenskultur neu aufleben lassen konnten. Daraufhin sollten sich die Produktivität und das Vertrauensverhältnis zwischen Angestellten und Führungskraft verbessern.
Dafür wurde sich beispielsweise für den morgendlichen Kaffee per Videokonferenz getroffen und über den bevorstehenden Tag gesprochen. Auch gab es Freitag abends einen freiwilligen Spieleabend. Dabei traf sich das Team samt Führungskraft für zwei Stunden und es wurde online ein Team Event veranstaltet.
Auf der anderen Seite konnte Herr H. Instrumente erfahren, mit denen er die Verbindung zum Team nicht verlor und seine Kontrolle nicht verstärken musste. Durch offene Gespräche und Culture-Sessions, bei denen kurz innerhalb einer Gruppe über einen Wert gesprochen wurde, fand die Gruppe wieder zusammen.
Höhere Produktivität zahlt sich aus
Herausfordernd gestaltete sich die Verzögerung der Ergebnisse. Die durchgeführten Maßnahmen brauchten Zeit. Grund hierfür war die Einstellung der Betroffenen auf Veränderungen, um messbare Resultate hervorzubringen.
Dennoch konnte nach 6 Wochen der Beratung ein positives Ergebnis verzeichnet werden. Unpünktlichkeit und fehlende Diskussionsträgheit in Meetings konnten reduziert werden. Projekte wurden pünktlich eingereicht. Die Geschäftsleitung empfand keinen Kontrolldruck mehr, da sie trotz Home Office dem Team Nähe vermitteln konnte. Hinzu kam die Verbesserung der Firmenkultur durch spielerische Elemente und offene Gespräche. Bei einer anonymen Umfrage stellte sich sogar heraus, dass die Mehrheit der Beschäftigten die Unternehmenskultur als positiver empfanden und sich motivierter fühlten als vor der Pandemie.
Die reduzierten Kosten durch diese Produktivitätssteigerung bewegten sich im fünfstelligen Bereich: Kunden konnten zufriedengestellt werden, Krankmeldungen gingen zurück und es wurden innerliche Kündigungen vermieden.